Die Apfelverkäuferin

Mich führt meine samstagsmorgendliche Einkaufstour fast immer zum Hofladen eines Apfelbauern in Neustadt/Weinstraße. Dort bekomme ich außer vollen Einkauftaschen immer ein Lächeln und einen nettes Pläuschchen gratis dazu. Die Gelassenheit der netten Dame, die dort den Laden schmeißt, ist ansteckend. Nichts bringt sie aus der Ruhe! Sei es ein abgehetzter Familienvater, dem aus dem überladenen Fahrradkorb beim zackigen Bremsmanöver ein Glas Joghurt stürzt und in gefühlt 1000 Teile zerbricht (Wohlbemerkt direkt vor die neue Tür des nach einem Umbau frisch eröffneten Hofladens, welche nun mit Joghurttupfen aufgeschmückt wurde). Oder eine quengelnde 4 Jährige, die am hinteren Ende der Schlange im vollbesetzten Hofladen lautstark die Meinung vertritt, dass ihr Bedürfnis jetzt ein Stück Apfel essen zu müssen, selbstverständlich weit über den Interessen aller anderen Anwesenden anzusiedeln ist.
Dem Manne werden Tücher zum Aufwischen des Joghurts gereicht und das Gefühl vermittelt, dass das doch gar nichts mache und jedem mal passieren könne (was sicher geflunkert war...☺). Dem Kind wird der Apfel entwunden und sogar abgewaschen, bevor er - flugs in Stücke zerteilt - den Weg zurück zwischen die Kiemen findet. Es kehrt Ruhe ein und während der Vater noch staunend das Geschehene verarbeitet, sind schon wieder zwei Kunden bedient worden.
Auch meine gut gemeinten Versuche, durch das Auffinden kleiner Münzen in den Tiefen meines Portemonnaies ein möglichst gerades Rückgeld zu erzielen, bringen die gewandte Kopfrechnerin hinterm Tresen keinen Millimeter aus der Fassung. Ich fahre immer mit einem guten Gefühl vom Hof. Denn Obst bekommst du überall , aber den Service für die Kundenbitte: „Ich hab noch 3,69€ im Geldbeutel, könnten Sie mir dafür Birnen abwiegen?“, das gibt’s nur bei meiner Alltagsversüßerin!!!

 

Von Joachim