Die besondere Zugbegleitung

In meiner Studentenzeit bin ich regelmäßig mit der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf gependelt. Normalerweise kaufte ich das Ticket vorher am Automaten. Diesmal war ich zeitlich knapp dran und flitzte direkt auf den Bahnsteig. Damals konnte man noch zuschlagfrei auch beim Schaffner ein Ticket kaufen.

 

Auf dem Bahnsteig sprach mich ein älterer Herr an und fragte, ob ich schon eine Fahrkarte gekauft hätte. Ich verneinte. Er strahlte mich an und fragte, ob ich als seine Begleiterin mit ihm ein Stück des Weges fahren würde. Zu meinen reichhaltigen Fragezeichen in meinem Gesicht erklärte er mir, er sei stark sehbehindert, habe einen entsprechenden Ausweis und dürfe nur mit Begleitung kostenfrei die Bahn nutzen. Er habe aber keine Lust darauf, ständig mit Begleitung unterwegs zu sein und wolle frei und spontan entscheiden, wann er alleine wohin fährt. Deshalb würde er immer auf dem Bahnsteig Menschen ansprechen, ob sie seine Begleitung sein würden. Er wollte zwar weiter fahren als bis Düsseldorf, aber der Schaffner käme ja schon davor und er könne dann in Ruhe weiter fahren.

 

So haben wir beide nicht nur Geld gespart, sondern eine vergnügliche kurzweilige Reise mit interessanten Gesprächen gehabt und waren so Alltagsversüßer füreinander ;-)

 

Von Herma, Norwegen