Die Kartoffelernte

 

Im Alltag gehöre ich zu den Menschen, die morgens etliche Kilometer – oftmals im Stau – ins Büro fahren, dort ihr Arbeitspensum bewältigen, nur um sich abends wieder durch den Verkehr nach Hause quälen.

 

In meiner Freizeit bin ich gerne in der Natur unterwegs – entweder im eigenen Garten (Bäume schneiden, Äpfel ernten, Wildblumenwiese anlegen, Totholzhecken anlegen…) oder auch wandernderweise in der freien Wildbahn.

 

Bevor ich zum Thema Kartoffelernte in der Freizeit komme, muss ich ein bisschen ausholen.

 

Unser „Fahrzeugschrauber“ betreibt in seiner Freizeit eine Mikrolandwirtschaft. Und weil die Kombination Selbstständiger KFZ Meister und Mikrolandwirt in einer Person sich nicht von selbst erschließt, muss ich erklären, wie es dazu kam.

 

Seine inzwischen verstorbene Frau träumte schon immer von einer eigenen Öko-Landwirtschaft. Nachdem die Kinder „aus dem Haus“ waren, kauften sich die beiden eine ca. hundert Jahre alte verfallene Feldscheune und das umliegende Land. Die Scheunenruine musste abgerissen und durch eine neue wunderschöne (und fast baugleiche) Holzscheune ersetzt werden. Nach und nach wurden aus der Umgebung alte landwirtschaftliche Geräte wie Traktor, Pflug, Egge, Erntemaschinen und vieles mehr angeschafft. Lauter Geräte, die für eine moderne Landwirtschaft viel zu klein und daher unbrauchbar sind. Die beiden haben einige Jahre eine streng ökologisch betriebene Landwirtschaft betrieben. Ungeziefer wurde mit gekochtem Sud aus selbst angebauten Brennnesseln bekämpft, gedüngt wurde nur in kleinsten Mengen und nur pflanzlich. Zum Anbau kamen verschiedene Kohl- und Krautsorten, alte und kaum noch verbreitete Kartoffel- und Tomatensorten, Zwiebeln, Knoblauch und alles Mögliche, was sie mal ausprobieren wollten.

 

Die Frau verstarb leider viel zu jung, aber unser Schrauber betreibt diese Landwirtschaft noch immer.

 

Scheune und Schrauber kannten wir (meine Frau und ich) schon ewig. Aber dass der Schrauber mit dieser Scheune zu tun hat, haben wir nur durch unsere Tochter erfahren, die mit deren Sohn befreundet ist. Die beiden haben vor ein paar Jahren bei einer Kartoffelernte geholfen und haben uns praktisch angeworben.

 

Diesen Herbst hat es uns dann endlich auch in den Kram gepasst und wir haben bei der Ernte von ca. 1500 kg Kartoffeln der Sorten „Belana“ und „Laura“ geholfen. Laura hat eine lilafarbene Schale und die Knollen beider Sorten sind gelb und sehr schmackhaft. Der Schrauber hat den Traktor gefahren und insgesamt sechs Erntehelfer haben auf der Erntemaschine gesessen und Erdklumpen, schlechte Kartoffeln und Staudenreste aussortiert.

 

Die Ernte selbst hat etwa drei Stunden gedauert, aber mit Vorbereiten und anschließendem Zusammenstehen, Quatschen und Vespern haben wir fast den ganzen Tag dort verbracht.

 

Unser Lohn bestand aus einem 50 kg Sack Kartoffeln wie man sie frischer nicht bekommen kann. Für nächstes Jahr haben wir bereits fest zugesagt…

 

Von Wolfgang