
Es gibt einige Möglichkeiten, Lock-Down Phasen erträglicher zu gestalten, indem man mit Mitleidenden in Verbindung tritt und gleichzeitig neue, eigene Potentiale entdeckt.
Ein Mitbewohner des Mehrgenerationenhauses in Frankfurt-Enkheim hat sich zum Beispiel über Facebook mit anderen Eintracht-Fans im Viertel dazu verabredet, am Freitagnachmittag zu einer bestimmten Uhrzeit auf dem jeweils eigenen Balkon getrennt und doch gemeinsam das Eintrachtlied anzustimmen.
Am ersten Freitag des Projekts stand der sangesfreudige Mann in Eintrachtschal und Kappe also auf dem Balkon und schmetterte mit sonorer Bassstimme das besagte Lied. Aus der Umgebung erklangen die Stimmen anderer Eintrachtfans und sangen tapfer und hoffungsvoll wie ein Gefangenenchor.
Am darauffolgenden Freitag aber stand der Sänger aus dem Mehrgenerationenhaus bereits ganz alleine da und sang solo, denn keiner der anderen Eintrachtfans ließ sich mehr blicken. Das Eintrachtprojekt fand wohl keine Fortsetzung und woran das lag, das kann man nur vermuten.
Von Dorothee für alle mutigen Sänger*INNen
(entstanden im Frühjahr 2020)
Nachtrag von Jana:
Ich bedauere die Entwicklung eines solchen hoffnungsträchtigen und Mut machenden Projektes. Vielleicht sind wir gesellschaftlich doch noch nicht soweit, uns zu trauen, in der Öffentlichkeit unsere musikalische oder sonstige, künstlerische Affinität auszuleben…
Als ich Anfang des Jahres 2021 während eines Telefonats mit Dorothee nach dem „einsamen“ Eintracht-Sänger fragte, bestätigte sie die Ausdauer und Treue des Fans. Denn noch heute würde er ab und zu auf dem Balkon stehen, um seine Hymne als Solist zu trällern.
Ist das nicht herrlich? Bitte singt, tanzt und lacht den ganzen Stress, die Wut, den (Welten-)Schmerz weg! Und das ist nicht nur auf C. bezogen…